Ein handgemachter Weihnachtsmarkt
OVB Samstag, 22. November 2025 RO Lokales Land
Ein handgemachter Weihnachtsmarkt
150 Ehrenamtliche bereiten Veranstaltung in Achenmühle vor – Geöffnet am ersten Adventswochenende
Johannes Thomae
Gut 150 Frauen und Männer stecken mit ihrem Engagement hinter dem Achenmühler Weihnachtsmarkt. Seit 35 Jahren dabei ist Sepp Schmid. Foto Thomae
Rohrdorf – Wenn man Stefan Ramsauer, Sepp Schmid und Jakob Steiner beim Arbeiten zuschaut, hat man das Gefühl, als ob man in die Werkstatt des Christkindls blicken dürfte. Da wird gesägt, gehobelt, gehämmert, geleimt und was dabei herauskommt, sind wunderschöne Weihnachtsschmuckstücke.
Die drei werkelnden Engel müsste man dabei korrekterweise als Erzengel bezeichnen, denn sie sind dabei, so lange es den Achenmühler Weihnachtsmarkt gibt, nämlich 35 Jahre. Und selbst die Buden, die übers kommende Wochenende vom 29. bis 30. November wieder auf dem Achenmühler Dorfplatz stehen werden, stammen aus ihrer Werkstatt.
Findet nur alle
drei Jahre statt
Sie sind aber dennoch nur ein kleiner Teil der Achenmühler Engelschar, denn wenn der Weihnachtsmarkt in jedem dritten Jahr wieder Groß und Klein entzückt, dann stehen dahinter rund 150 Frauen und Männer. Die übrigens nicht nur ein paar Monate vor dem Markt mit ihrer Vorbereitungsarbeit anfangen. Kathi Schmid, die den Markt 1990 mit aus der Taufe gehoben hat, sagt dazu schlicht: „Nach dem Markt ist vor dem Markt.“
Denn schließlich wird auf dem Achenmühler Weihnachtsmarkt nichts Zugekauftes angeboten. „Wir wollen nichts haben, was es anderswo genauso gäbe.“ Und der sicherste Weg dahin ist eben, alles selbst zu machen: Ob Holzarbeiten, stricken, nähen, töpfern, backen – es ist alles eigene Handarbeit und damit absolut individuell. Das braucht natürlich Zeit, schon allein, um Ideen zu sammeln, was man beim nächsten Markt verfeinern, verändern oder ganz neu erfinden könnte.
Der Grundgedanke aber ist seit 35 Jahren – oder anders gerechnet, seit zwölf Weihnachtsmärkten – ein und derselbe: Groß und Klein ein ganz besonderes Weihnachtserlebnis zu verschaffen und das mit der Gewissheit, dass man durch den Besuch des Marktes auch anderen noch etwas Gutes tut: Denn alle Einnahmen werden komplett, ohne Abzüge, für gute Zwecke verwendet: 250.000 Euro konnten so über die vergangenen 35 Jahre weitergegeben werden. Man unterstützt damit Organisationen wie etwa das Rohrdorfer Sozialwerk, nützt das Geld aber auch, um Menschen unter die Arme zu greifen, die in der Gemeinde und darum herum in plötzliche Notlagen geraten sind. „Dabei“, so sagt Kathi Schmid, „geht es gar nicht in erster Linie um die tatsächliche Höhe des Betrags. Es geht vor allem auch darum, ein Zeichen der Mitmenschlichkeit zu setzen: Du bist nicht allein mit deinen Problemen, da sind andere, die daran Anteil nehmen.“ Bei so viel positiver Wirkung hören die Achenmühler Weihnachtsmarktleute natürlich immer wieder die Frage, warum es den Markt denn eigentlich nicht jedes Jahr gibt. Die Antwort, die man darauf erhalten könnte, wäre die, dass schließlich auch Weihnachten nicht allmonatlich stattfindet: Die Seltenheit des Ereignisses macht es zu etwas ganz Besonderem. „Und hätten wir unseren Markt in jedem Jahr, dann wäre er bald nur mehr einer unter den vielen anderen, die es gibt“, meinen Kathi Schmid und ihre Tochter Sylvia Steiner, die zusammen mit Robert Wagner und Peter Stuffer die ganze Organisation stemmt. „Etwas, das man halt so mitnimmt, aber nichts, worauf man sich besonders freut“.
Ganz abgesehen davon, dass der immense Aufwand, der nicht nur hinter der Herstellung dessen steht, was verkauft wird, sondern auch hinter der ganzen sonstigen Organisation, jährlich gar nicht zu leisten wäre.
Heuer steht man vor einer ganz neuen Herausforderung: Der Platz, auf dem der Markt steht, ist ja seit diesem Jahr umgestaltet, zu einem echten Dorfplatz geworden, und daran muss alles, alle Buden, Stände, Zelte, so angepasst werden, dass es wieder zu einem richtigen weihnachtlichen Gesamterlebnis wird. Das ist durchaus eine besondere Aufgabe, denn so etwas wie eine Generalprobe gibt es ja nicht: Man hat nur Freitag, 28. November, um alles aufzustellen und herzurichten – am Abend, spätestens am Samstag in aller Früh muss es dann passen, denn ab 14 Uhr öffnet der Weihnachtsmarkt seine Pforte.
Doch Kathi Schmid ist zuversichtlich, dass auch dieses Jahr gelingt, was seit Anbeginn das Ziel des Weihnachtsmarktes war: „Die Leute müssen beim Rauskommen anders schauen, als sie es beim Hineingehen taten. Wenn wir gut und erfolgreich waren, dann haben sie alle ein glückliches Lächeln im Gesicht.“



